Staatsministerin Schreyer an der UniBw M: Innovationen aus Bayern

12 Oktober 2021

Staatsministerin Kerstin Schreyer informierte sich an der Universität der Bundeswehr München über einige neuere Forschungsprojekte der Universität aus verschiedenen Fachbereichen. Unter anderem waren die Mobilität der Zukunft und die Einsatzmöglichkeiten von Virtual Reality Themen.

Der ehemalige Supermarkt neben dem Restaurant Brandl auf dem Campus der Universität der Bundeswehr München ist jetzt der „founders Markt“ von founders@unibw, dem Entrepreneurship-Programm der Universität. Er wurde komplett neugestaltet und wird für Termine aller Art genutzt. Am 07. Oktober beherbergte er erstmals eine kleine Ausstellung von Forschungsprojekten, die der bayerischen Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, Kerstin Schreyer, präsentiert wurden.

Die Forschung an der UniBw M ist vielfältig, davon konnte sich Staatsministerin Schreyer vor Ort selbst überzeugen. Im Stile einer kleinen „Hausmesse“ präsentierten Professorinnen und Professoren verschiedener Fakultäten aktuelle Forschungsprojekte.

Nach einer Begrüßung durch die Präsidentin Prof. Merith Niehuss und Vizepräsidentin für Entrepreneurship und Hochschulbereich für Angewandte Wissenschaften, Prof. Rafaela Kraus, die founders@unibw und das Thema Intrapreneurship an der UniBw M vorstellte, konnte sich die Staatsministerin über die innovative Forschung und Start-ups an der Universität informieren.

Ministerin Schreyer nahm viele Impulse aus der Forschung an der UniBw M mit und zeigte sich begeistert über die vielfältigen, multidisziplinären Projekte.

„Dieser Besuch hat wieder gezeigt: An der Bundeswehruni wird an Erfindungen geforscht von denen die ganze Welt profitieren kann! Als Politik ist es unsere Aufgabe Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen die Wissenschaft möglichst gut forschen und arbeiten kann. Gerade für den Forschungslandkreis München ist das sehr wichtig. Als Politik müssen wir anschieben und nicht bremsen, das geht am besten, wenn man mit den Forscherinnen und Forschern spricht und ihnen zuhört, wo der Schuh drückt. Deshalb stehe ich als Stimmkreisabgeordnete regelmäßig im Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den unterschiedlichsten Bereichen und ich bin immer wieder erstaunt, wie weit unsere Forscherinnen und Forscher in vielen Bereichen schon sind.“

Staatsministerin Schreyer, MdL

Die Mobilität der Zukunft wird auf dem Campus getestet

Prof. Silija Hoffmann stellte das dtec.bw (Zentrum für Digitalisierungs-
und Technologieforschung der Bundeswehr) Forschungsprojekt MORE (Munich Mobility Research Campus) vor. Das Projekt baut auf dem Gelände der Universität eine Modellstadt der Mobilität der Zukunft auf, sie soll „erfahrbar, erlebbar und erforschbar gemacht werden“, so Prof. Hoffmann. In vier Forschungsfeldern werden die Innovationen der Mobilität von morgen vorangetrieben. Es soll ein Sharingsystem auf dem Campus etabliert werden, für das bereits E-Roller, Fahrräder und Lastenräder zur Verfügung stehen. Auch soll ein autonom fahrender On-Demand-Shuttle eingesetzt werden. Das Projekt plant alternative Parkmöglichkeiten wie einen Parkturm oder die Überdachung von Parkplätzen mit Photovoltaik-Anlagen um die Energieversorgung des Fuhrparks zu gewährleisten.

Das Forschungsfeld Vernetzung & Autonomie des Projekts MORE stellte Thorsten Lüttel, Institut für Technik autonomer Systeme, vor. Im Feld Energie & Antrieb konnte der Staatsministerin eines der neuen Wasserstoff-Fahrzeuge der Universität präsentiert werden. Es handelt sich um ein in Kleinserie gebautes Fahrzeug, das die Uni zu Forschungszwecken von Mercedes erhalten hat. Der GLC F-CELL hat als Wasserstoff-Plug-in-Hybrid ein außergewöhnliches Antriebskonzept und verbindet Elektromotor und Brennstoffzelle in einem Fahrzeug. Er kann damit lokal emissionsfrei bewegt werden und kann innerhalb des Projektes Forschungsdaten für das Fahren mit vier unterschiedlichen Betriebsarten liefern: Im Hybrid-Modus bekommt das Fahrzeug Energie aus beiden Energiequellen, der Batterie und der Brennstoffzelle, im F-CELL-Modus wird ausschließlich die Energie aus Wasserstoff verbraucht, im Batterie-Modus hingegen ausschließlich aus Strom und im Charge-Modus hat das Laden des Akkus Priorität. Für das Projekt MORE soll eine eigene Wasserstoff-Tankstelle auf dem Campus entstehen.

Prof. Thomas Weyh, Professur für Elektrische Energieerzeugung und -verteilung, erläuterte die Forschungsarbeit an neuen Antriebslösungen, die in Zukunft vernetzt und digitalisiert, CO2-neutral produziert werden sollen.

Staatsministerin Schreyer besucht die UniBw M und schaut sich ein Testfahrzeug für das autonome Fahren an

Staatsministerin Schreyer beim Blick in eines der Testfahrzeuge für das autonome Fahren (© Universität der Bundeswehr München / Siebold)

Innovative Lösungen für den Brückenbau

Prof. Thomas Braml, Professur für Massivbau, erläuterte der Ministerin ein neues Projekt zum intelligenten Erhaltungsmanagement der „digitalen Brücke“. Dabei soll eine Brücke mit verschiedenen Sensoren ausgestattet werden, um alle Veränderungen und mögliche Schäden am Bauwerk frühzeitig erkennen und beobachten zu können. Die Auswertung dieser Daten soll Rückschlüsse auf das Verhalten anderer Bauwerke geben und so künftig Wartung und Instandhaltung erleichtern. Die Bauingenieure gehen damit interdisziplinäre Kooperationen ein und verbinden ihr Wissen mit dem von Informatikern, die die gemessenen Werte intelligent verarbeiten können. Es kommen AR-Brillen (Augmented Reality, die Brillen zeigen ein Zusammenspiel von digitalem und analogem Leben, also „echte“ Umwelt und digitale Inhalte gleichzeitig) zum Einsatz, die es den zuständigen Fachleuten ermöglichen, die Schäden an der Brücke erkennen, ohne sie dafür weiter zu beschädigen. In Zusammenarbeit mit Prof. Philipp Rauschnabel, Professur für Digitales Marketing und Medieninnovation, wird hier auch untersucht, wie die Anwender der Brillen die Arbeit damit empfinden und wie sie sinnvoll auch über eine längere Zeit im Arbeitsalltag auf Baustellen oder in Planungsbüros eingesetzt werden können.

Augmented Realitiy findet Anwendung in vielen Forschungsprojekten

Das Team von Prof. Florian Alt, Professur für Anwendungssicherheit, stellte der Ministerin die Forschung zum Thema „Shouldersurfing“ vor. Wir alle kennen es sicher, in öffentlichen Räumen wie der U-Bahn oder im Café kann es schon einmal vorkommen, dass man, gewollt oder ungewollt, auf dem Bildschirm einer fremden Person mitliest. Dabei können aber unter Umständen auch personenbezogene und sensible Daten ausgelesen werden. Um Geräte sicherer vor dem Ausspionieren zu schützen, erforschen Prof. Alt und sein Team mit Hilfe von AR-Brillen, wie sich Testpersonen genau verhalten, wenn sie „mitlesen“ wollen. Ministerin Schreyer konnte eine der Brillen und die Simulation der Forschenden selbst ausprobieren.

Staatsministern Schreyer mit einem Mitarbeiter von Prof. Alt beim Test der AR-Brille

Dr. Pascal Knierim (re.) erläutert Staatsministerin Schreyer die Anwendung mit der AR-Brille (© Universität der Bundeswehr München / Siebold)

Ebenfalls mit der Technik rund um Virtual und Augmented Reality beschäftigt sich Prof. Philipp Rauschnabel in seiner Forschung. Bisher ist die Anwendung von Augmented Reality Bildern im Alltag noch recht umständlich, da die Endgeräte wie Smartphone oder Tablet nur eine zweidimensionale Sich zulassen und die Brillen zu groß und schwer für die längere Nutzung sind. Doch die Entwicklung geht zügig voran, die Endgeräte, die die virtuelle Welt mit der Realen verschmelzen lassen, werden nach Überzeugung von Prof. Rauschnabel schon bald auf die Größe einer normalen Sehhilfe geschrumpft sein. Seine Forschung beschäftigt sich jetzt schon mit den Folgen daraus. Durch die Nutzung dieser neueren, kleineren Brillen ergeben sich neue Informationsformen für die Zukunft. Potenziell überall könnten die Nutzerinne und Nutzer dann digitale Inhalte sehen und auch Werbung angezeigt bekommen. Seine Forschungsfragestellungen lauten daher etwa: Wie darf die kommerzielle Nutzung einmal aussehen? Und wie wird die rechtliche Situation sein?

Friedensförderung durch digitale Technologien

Prof. Sonja Kretzschmar, Professur für Innovation im Journalismus, stellte ebenfalls ein von dtec.bw gefördertes Projekt vor: „Media for Peace“ (M4P). Dies hat das Ziel, Potenziale der Digitalisierung zu nutzen, um in Kriegs- und Konfliktregionen durch deeskalierenden und friedensfördernden Journalismus politische Entwicklung zu unterstützen. Es wird untersucht, welche innovativen Lösungen für journalistisches Arbeiten die Nachrichtenversorgung und die Meinungsbildung friedensfördernd verbessern können. Das Projekt konzentriert sich dazu auf zwei spezifisch ausgewählte Länder: Afghanistan und den Libanon. Am Ende des Projektzeitraums wird der Prototyp einer journalistischen Plattform erstellt, die auch mobil als App nutzbar ist. Sie soll den Dialog zwischen unterschiedlichen Ethnien, Konfliktparteien (national und international) und Bevölkerungsgruppen fördern. An der Schnittstelle zwischen Digitalisierung und Friedensförderung in Konfliktregionen gibt es bislang kein vergleichbares Projekt.

Kleinsatellitenmission aus der UniBw M

Prof. Jochen Schein, Professur für Plasmatechnik und Elektrotechnik, stellte das dtec.bw Forschungsprojekt SeRANIS vor, bei dem er an Satellitenantrieben forscht. Innerhalb von SeRANIS wird eine Vielzahl von Technologien kombiniert und zum Einsatz gebracht. Daraus entsteht ein vollkommen neuartiger Ansatz für Digitalisierung vom und im Weltraum. Das Ziel des Projekts ist es, bis Ende 2024 einen eigenen Satelliten ins All zu bringen. Prof. Schein erläuterte der Staatsministerin einen der möglichen Antriebe.


Titelbild (v.l.n.r.): Prof. Philipp Rauschnabel, Staatsministerin Kerstin Schreyer, Vizepräsidentin Prof. Rafaela Kraus und Präsidentin Prof. Merith Niehuss im „founders Markt“ an der UniBw M (© UniBw M/Siebold)