Entwicklung eines Prozessorientierten Qualitätsmanagements (PQM) bei der Aktualisierung von digitalen Daten eines Netzinformationssystems (NIS) in Versorgungsunternehmen
Projektbeschreibung
Auf Grund der Auskunftspflicht müssen Netzbetreiber ihre Betriebsmittel dokumentieren. Dies geschieht überwiegend digital in Netzinformationssystemen (NIS). Solche Systeme ermöglichen eine vielfältige Nutzung der Netzinformation, die über die verpflichtende Netzauskunft hinausgeht. Die Netzinformationen können beispielsweise zur Entscheidungsfindung bei Planungen (z.B. Netzerweiterungen) und zur Unterstützung bei Netzarbeiten (z.B. Bauen von Netzleitungen und Instandhaltung) verwendet werden. Damit tragen die Netzinformationen zur Verbesserung der Ergebnisse und der Prozesse bei und haben somit entscheidenden Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Netzbetreibers. Grundlage einer erfolgreichen Nutzung ist jedoch eine ausreichende Qualität der Daten, die bei jeder Aktualisierung zu gewährleisten ist. Die Datenqualität wird in der Regel nicht durch Prozesse gesichert und ein Qualitätsmanagement ist nur ansatzweise vorhanden. Des Weiteren wird die Datenqualität nicht über belastende Zahlen belegt. Um diesen Problemen zu begegnen, wurde ein prozessorientiertes Qualitätsmanagement für den Aktualisierungsprozess von digitaler Netzinformation (PQM-NIS) durch die AGIS an der Universität der Bundeswehr München in einem von der Forschungsgemeinschaft Qualität e.V. (FQS) und der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF) geförderten Projekt entwickelt. Der generische Ansatz des PQM-NIS (unabhängig von Sparte und Unternehmensgröße) lässt eine breite Anwendung zu. Die Projektergebnisse sind in einem anwenderorientierten Leitfaden bei der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) veröffentlicht. Der Leitfaden setzt sich zusammen aus methodischen Grundlagen, Erläuterungen zu Richtlinien und Normen und den Bestandteilen des PQM-NIS mit hilfreichen Erläuterungen zur Umsetzung und Anwendung. Es werden die methodischen Grundlagen des Qualitätsmanagements und der damit verbundenen Methoden erläutert, die im PQM-NIS angewendet werden. Wichtige Richtlinien und Normen für die Netzdokumentation werden erläutert und deren Bedeutung erklärt. Für die Umsetzung und Anwendung des PQM-NIS sind entsprechende Voraussetzungen im Unternehmen zu schaffen. Eine Grundvoraussetzung ist dabei, ein Qualitätsbewusstsein aller Beteiligten zu schaffen, ohne das sämtliche Bemühungen, die Qualität zu verbessern, als Zwang empfunden werden. Damit würde das PQM-NIS einen Großteil seiner Wirkung verlieren. Im Leitfaden werden Vorgehensweisen verdeutlicht, durch die ein solches Qualitätsbewusstsein erreicht werden kann. Eine weitere Voraussetzung sind Qualitätsvorgaben für Arbeitsabläufe und Produkte. Diese Vorgaben sind in geeigneten Qualitätsdokumenten festzuhalten, um eine kontrollierbare und vergleichbare Qualität zu erreichen. Diese unternehmensspezifischen Dokumente des PQM-NIS, wozu beispielsweise Arbeitsanweisungen gehören, sind im Leitfaden durch Beispiele verdeutlicht.
Der Aktualisierungsprozess wird zur besseren Übersicht in Teilprozessen beschrieben. In den Teilprozessen werden detailliert die einzelnen Arbeitsschritte und die verwendeten und erzeugten Daten bzw. Dokumente dargestellt. Diese Prozessmodellierung kann als Grundlage für spezifische Anpassungen des Aktualisierungsprozesses im Unternehmen verwendet werden. Im Leitfaden werden die Prozesse sowohl textlich beschrieben, als auch als Flussdiagramm dargestellt. Kritische Stellen für die Datenqualität wurden im Aktualisierungsprozess identifiziert, wodurch eine Verringerung der Datenfehler durch geeignete Maßnahmen ermöglicht wird. Zu diesen Maßnahmen gehören Prüfprozesse, die an sinnvollen Stellen zum Einsatz kommen. Diese Prüfprozesse bestehen aus einzelnen Prüfmethoden, welche die Vollständigkeit, geometrische Genauigkeit und thematische Richtigkeit der aufgenommenen Daten überprüfen. Sollte dabei ein Fehler entdeckt werden, wird ein Fehlermanagement angestoßen, um den Fehler zu korrigieren. Bei jeder Prüfung wird ein Prüfprotokoll erzeugt. Die Prüfprotokolle werden in Fehlersammellisten zusammengefasst und bilden die Grundlage für einen Großteil der Analysen, die im PQM-NIS vorgesehenen sind. Um sowohl den Nutzen des PQM-NIS als auch die Wirkung der Verbesserungen zu messen und darzustellen, die durch die Anwendung entwickelt werden, wird eine Balanced Scorecard (BSC) vorgeschlagen. Hierzu werden in der BSC strategische Ziele aufgestellt, die durch entsprechende Kennzahlen gemessen werden. Die Darstellung der strategischen Ziele und deren Einfluss aufeinander erfolgt in einer Strategy-Map. Diese wird dabei auch zur Erklärung der PQM-NIS Strategie benutzt und trägt somit zur Schaffung des Qualitätsbewusstseins im Unternehmen bei. Qualitätssichernde Maßnahmen sind immer mit Kostenaufwand verbunden, den ein höherer Nutzen gegenüber stehen muss. In der BSC werden die durch die Anwendung erzielten Verbesserungen durch Kennzahlen belegt, so dass eine wirtschaftliche Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen ermöglicht wird. Basierend auf der ISO 9000er Normenfamilie sieht das PQM-NIS Analysen in vier Bereichen vor.
Die Ergebnisse wurden von Mitgliedern eines projektbegleitenden Ausschusses überprüft, die über langjährige NIS-Erfahrung in der Praxis verfügen. Den Mitgliedern des projektbegleitenden Ausschusses gebührt ein besonderer Dank. Ihre konstruktive Mitarbeit hat das vorliegende Ergebnis des Forschungsprojektes maßgeblich positiv beeinflusst. Mit dem PQM-NIS ist es möglich, die Qualität der Netzdaten objektiv zu belegen. Dies bildet eine wichtige Grundlage für eine breitere Nutzung der Netzdaten und der Reaktion auf neue Anforderungen wie z.B. der Lieferung von Netzinformationen an die Bundesnetzagentur. Der Leitfaden bietet eine umfassende Unterstützung bei der Umsetzung des generischen PQM-NIS und die Entwicklung der spezifischen Anpassungen im Unternehmen. Die Pilotanwender sind im Einzelnen:
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Gefördert durch die Laufzeit: Ansprechpartner: |