Informationen zur Innovationskonferenz
Die zunehmende Vernetzung durch Informations- und Kommunikationstechnologien führt dazu, dass innovative Informationstechnologien in allen Bereichen gesellschaftlichen Handelns eine immer wichtigere Rolle spielen. Die rechtzeitige Implementierung und Nutzung innovativer Entwicklungen ist auch für die Erfüllung der Ziele der Bundeswehr von wachsender Bedeutung. Die bisher eingesetzten Methoden zur Identifikation, Bewertung und Einführung von IT-Innovationen in der Bundeswehr werden in Zukunft verstärkt den Besonderheiten der Informationstechnologie Rechnung tragen, die im Gegensatz zur "klassischen Rüstung" durch deutlich kürzere Innovationszyklen gekennzeichnet sind und maßgeblich von neuen Akteuren außerhalb der traditionellen (Rüstungs-)Industrie, wie dem digitalen Wirtschaftssektor, Start-Ups und der Wissenschaft, vorangetrieben wird.
Mit Hilfe der Innovationskonferenz Cyber- und Informationstechnik will die Bundeswehr einen ganzheitlichen Weg für den Innovationsdialog Cyber/IT sowie für die bedarfsgerechte Identifikation und Einführung von IT-Innovationen im Geschäftsfeld des Bundesministeriums der Verteidigung einschlagen.
Wir gratulieren den Gewinnern der Innovationskonferenz Cyber/IT 2022!
1. Platz: Marc A. Wietfeld, ARX Landsysteme & Hensoldt Venture/Sensors GmbH
2. Platz: João Schneider, Uni Würzburg & Lennard Rose, Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt
3. Platz: Kai Rehnelt, SECLOUS GmbH
>> Zum vollständigen Mitschnitt der Innovationskonferenz 2022 (YouTube)
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Programm am 13.07.2022:
13:50 - 14:00
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Begrüßung und Einführung der Konferenz | Generalleutnant Michael Vetter |
14:00 - 15:00
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Innovations-Pitches (Informationen zu den einzelnen Vorträgen s. u.) |
15:00 - 16:00
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Meet the Speakers |
16:00 - 16:05
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Nominierung der Gewinner/-innen der Innovationstagung |
ab 16:05
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Mehr über die Pitches 2022
Pitch 1 | Sinclair Schneider, Forschungsinstitut CODE | Geo estimator for military movement detection
Während des Ukraine-Krieges und bereits davor waren schon russische Truppenbewegungen zu beobachten. Neu dabei war, dass sich diese Beobachtungen nicht nur auf Satellitenbilder stützten, sondern auch diverse Soziale Medien als Quelle hatten. Ziel dieser Ausarbeitung ist es, ein System vorzustellen, mit dem Bilder und später Videos in sozialen Netzen darauf untersucht werden sollen, ob sie militärische Fahrzeuge oder anderes militärisches Equipment beinhalten und wenn ja, woher das Bild stammt.
Sinclair Schneider studierte von 2011 bis 2014 dual in Kooperation mit SAP an der DHBW Karlsruhe Informatik. Nach seiner Bachelorarbeit bei SAP Research setzte er sein Studium berufsbegleitend als IT-Security Consultant bei IBM im Fach IT Management an der FOM Köln fort.
Während und nach seines Master-Studiums arbeitete Herr Schneider auch an Projekten für die Bundeswehr. Aus diesem Kontext entstand ein ausgeprägtes Interesse für Open Source Intelligence (OSINT), welches Herrn Schneider 2020 an die Universität der Bundeswehr München führte. Dort liegt sein Schwerpunkt neben der Betreuung von Studierenden und Vorlesungsübungen auf Social Bot Detection und Social Media Analysis.
Pitch 2 | Patrick Rosenthal, Thales Alenia Space Deutschland GmbH | Sicherbares Ad-Hoc Satcom System (tAHSD)
Mobile Ad-Hoc Netzwerke (MANETs) sind aufgrund von selbsttätigem Verbindungsaufbau und Selbstorganisation sehr schnell einsatzbereit, flexibel, und weisen bei entsprechender Knotendichte eine hohe Verbindungs-Redundanz auf.
Die Mobilität der Knoten und deren dezentrale Organisation mittels Funkverbindungen implizieren jedoch über einfaches Stören oder Mithören hinausgehende cyber-Sicherheitsschwachstellen.
Das vorgestellte Ad-Hoc Satcom System (AHS) erweitert MANETs um eine zentrale Komponente, Satellitenverbindungen, und ein spezielles Tunnel-Protokoll. Die Machbarkeit wurde anhand eines Demonstrators ("BOS@Satcom") nachgewiesen und die wesentlichen Eigenschaften charakterisiert. Dieser Beitrag beschreibt, wie die zentrale Komponente den Einsatz von cyber-Sicherungsverfahren in AHS ermöglicht.
Pitch 3 | Kai Rehnelt, SECLOUS GmbH | Von Federated Mission Networking (FMN) zu One Federated Collaboration Networking (OFCN)
Egal ob im FMN Meilenstein 3, oder in den Zielen von JADC2 (Joint All-Domain Command and Control), eine gemeinsame hochsichere Infrastruktur zur effizienten Kollaboration über alle Einheiten wird zukünftig entscheidend über Sieg oder Niederlage sein. Die 2019 auf der CODE vorgestellte NVD Technologie schafft hier einen deutlichen strategischen Vorteil durch Schaffung einer gemeinsamen Infrastruktur mit hochsicheren „unsichtbaren“ Daten, verbunden mit einer kryptographischen bedarfsgesteuerten Zugangskontrolle. Im Normalfall souveräne Einheiten können damit im Einsatz umgehend zusammengeschaltet werden. Zentrale Angriffspunkte werden eliminiert und Zeit und Aufwand zur Bereitstellung massiv reduziert. Partner können entweder direkt, oder über Gateways kontrolliert integriert werden.
Kai Rehnelt beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit den Themen Digitalisierung und der Schaffung von Mehrwert durch die Nutzung vorhandener Informationen bzw. Daten. Seit den frühen Tagen des Internet ist er Sprecher auf Konferenzen von der CeBIT bis hin zum Internet Governance Forum (IGF) oder der EmTech des MIT.
Seit 2014 ist er Geschäftsführer der SECLOUS GmbH. SECLOUS wurde gegründet, um den sicheren Umgang mit unseren Daten zu revolutionieren. Dabei liegt der Fokus auf der deutlichen Vereinfachung bei der Nutzung, bei gleichzeitiger Steigerung der Datensicherheit, und vor allem der Kontrolle über die eigenen Daten.
Die durch SECLOUS entwickelte NVD Technologie gewann den CODE Innovationspreis 2019 und wurde einer mehrmonatigen Prüfung durch die BWI unterzogen. Als Ergebnis wird NVD u.a. als möglicher neuer Verschlüsselungsstandard für die Bw angesehen. Aktuell läuft die Studie NVDBw zur weiteren Evaluierung der Technologie und deren Einsatzmöglichkeiten mit maximalen Mehrwert für die Bw.
Pitch 4 | João Schneider, Uni Würzburg & Lennard Rose, Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt | Klassifizierung von (Unter-) Wasserfahrzeugen anhand akustischer Signatur mittels Machine Learning
Die Marine nutzt SONAR zur Klassifizierung von Wasserfahrzeugen, wobei manuelle Auswertung zu ausgelassenen- oder falsch klassifizierten Objekten führt. Zur Fehlerminimierung wird ein zweistufiges ML-Modell vorgeschlagen, das a) den Fokus des Operateurs auf Auffälligkeiten lenkt (Erfassung aller relevanten Objekte) und b) selbst präzise Vorhersagen zur Klassifizierung leistet. Dies führt zu einer signifikanten Verkürzung der Bearbeitungszeit bzw. qualitativen Verbesserung der Lagebilderstellung.
Lennard Rose war als SAZ8 von 2011 bis 2018 bei der deutschen Marine tätig und zuletzt eingesetzt als Sonarmaat. Nach seinem Dienst studierte er Informatik von 2018 bis 2022 an der FHWS Würzburg Scheinfurt. Seit 2022 ist er im Master Artificial Intelligence an der FHWS eingeschrieben.
João Schneider war von 2014-15 im Rahmen des freiwilligen Wehrdiensts beim Heer in Seedorf bzw. Bad Reichenhall stationiert. Er studierte anschließend Psychologie in Tübingen und seit 2017 in Würzburg. Seit 2022 ist er als studentische Hilfskraft am Institut CODE der Universität der Bundeswehr tätig.
Pitch 5 | Marc A. Wietfeld, ARX Landsysteme & Hensoldt Venture/Sensors GmbH | Bird´s Nest: Joint Fire Support UxV-System. Erweiterung von Feuerunterstützungsfähigkeiten auf dem Gefechtsfeld durch KI-basierte Gewinnung von Lage und- Zielinformationen durch einen teil-autonomen Air/Land-Plattformverbund mit erhöhter Reichweite- und Durchhaltefähigkeit
Das Bird´s Nest Joint Fire Support UxV-System dient der Erweiterung von Feuerunterstützungsfähigkeiten der Bundeswehr auf dem Gefechtsfeld. Mittels KI-basierter Gewinnung von Lage und- Zielinformationen durch einen teil-autonomen unbemannten Air/Land-Plattformverbund mit erhöhter Reichweite- und Durchhaltefähigkeit werden JFST und JFSCT unterstützt.
Durch den Einsatz von UGV zur Verbringung von UAV werden die Stärken beider Systemfamilien synergetisch erweitert. Die bodengebundenen, teil-autonomen GEREON2-Roboterplattformen dienen als mobile „Nester“ für verschiedene UAV Systeme. Auf der Roboterplattform sind Slots für Transport, Start und Ladevorgang der UAV´s vorgesehen. Dadurch ergeben sich Reichweiten- und Durchhaltevorteile, sowie erweiterte Fähigkeiten zur verzugsarmen Weitergabe von Lage- und Zielinformationen.
Marc A. Wietfeld ist Forschungsprojektleiter des GEREON-Forschungstransfer- und Gründungsprojekts an der Universität der Bundeswehr München und Heeresoffizier der Jägertruppe. Die militärische Laufbahn von Marc A. Wietfeld begann 2010 in der Mannschaftslaufbahn in der ABC-Abwehr. Im Rahmen der anschließenden, im Jahr 2015 eingeschlagenen, Offizierlaufbahn mit Studium absolvierte er ein Bachelor- und Masterstudium in Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München. Bereits während seines Studiums begann Marc sich als Intrapreneur, mit der Verbesserung von bestehenden Prozessen, Fähigkeiten und Systemen in der Bundeswehr zu beschäftigen.
Er ist Initiator und Leiter von zwei Innovationsprojekten innerhalb der Bundeswehr, der UniBw M und dem Cyber Innovation Hub. Des Weiteren ist Marc in mehreren Projekten zur Digitalisierung auf dem Gefechtsfeld und in der Gefechtsausbildung, sowie zur Anwendung von Künstlicher Intelligenz in der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Verteidigung, der BWI und Partnern aus der Industrie beteiligt.
Als CEO des Early-Stage Defence StartUp ARX Landsysteme beschäftigt er sich mit der Führung eines intradisziplinären Teams aus Soldaten, Wissenschaftlern und Ingenieuren zur Erfindung und Entwicklung von Innovationen im Rüstungsbereich, die die Truppe bei ihrer Auftragserfüllung in Ausbildung und Einsatz unterstützen. In der Industrie und freien Wirtschaft konnte Marc A. Wietfeld in der Konstruktionstechnik, der Halbleiterindustrie, sowie in der Geschäftsführung eines Landwirtschafts- und Handelbetriebs mehrjährige Erfahrungen in der Produktion und Fertigungsplanung, in der Leiterplattenentwicklung und als Betriebswirt sammeln.
Pitch 6 | Marc Akkermann, INFODAS GmbH | Künstliche Intelligenz als unterstützendes Instrument für sichere Netzübergänge
Dieses Forschungsvorhaben soll aufzeigen, ob Künstliche Intelligenz (KI) einen Beitrag bei der Bewertung schutzbedürftiger Dokumente leisten kann, um die sichere Digitalisierung ausgewählter militärischer Anwendungen voranzutreiben. Um den Datenfluss dieser schutzbedürftigen Informationen über die Grenzen von Sicherheitsdomänen hinweg zu gewährleisten ist der Einsatz von vertrauenswürdigen, staatlich zugelassenen Security- Gateways und/oder Datendioden gängige Praxis. Allerdings ist neben diesen technischen Maßnahmen bei nicht routinierten Anwendern der Mensch ebenfalls ein kritischer Faktor.
Vor diesem Hintergrund soll ein Empfehlungsalgorithmus abgeleitet werden, der den operativen Einstufungsprozess effektiv unterstützt und Unsicherheiten entgegenwirkt. Ferner soll eine verlässliche Anomalie-Erkennung entstehen, welche ungewollten Informationsabfluss aus Sicherheitsdomänen unterbindet.
Als ehemaliger IT-Offizier, Informatiker und MBA habe ich mich auf die Stärkung der Zusammenarbeit und Kommunikation von Fachexperten der IT mit Nutzern und Entscheidern fokussiert. Insbesondere in Bezug auf Informationssicherheit ist es im Zeitalter der Digitalisierung erforderlich, die Brücke zwischen „IT’lern“ und „nicht IT’lern“ zu bauen, zu halten und technische Themen zielgruppengerecht zu vermitteln.